Siegreich im Derby
Monatelang lag die Sporthalle am Klosterberg in einem Dornröschenschlaf, keine Spiele, keine Fans. Und dann ausgerechnet am ersten Spieltag der neuen Saison sollte sich alles wieder grundlegend ändern. Besucher des großen Steins in der Nähe der Sporthalle mussten wohl gedacht haben, dass es in der Umgebung ein Konzert einer namhaften Rockband gäbe, aber dem war nicht so. Es trafen nur die Verbandsligahandballer des HV Altentreptow auf die Vertretung des SV Einheit Demmin. Seit dem Abstieg der Treptower Handballer aus der MV-Liga war dieses Derby kein normales Ligaduell mehr. Nach dem freiwilligen Abstieg der Demminer aus der MV-Liga am Ende der vergangenen Saison sollte es nun gleich zur Saisoneröffnung zu diesem heiß ersehnten Kracher kommen. Im Vorfeld der Saison mussten die Gäste aus der Peenestadt eine grundlegende Veränderung des Kaders vornehmen. Trotzdem war allen Handballfachleuten der Region bei der Erwärmung bereits bewusst, dass da kein Punktelieferant nach Altentreptow gereist war. Viele Gesichter, die in der Vergangenheit nicht nur in Demmin ihre Erfahrungen gesammelt haben, fanden sich im Kader. Mit Hannes Lemke von der SG Uni Greifswald/Loitz war sogar ein erfahrener Akteur der Oberliga Ostsee Spree im neu formierten Aufgebot der Gäste zu finden.
Trotzdem gingen die Hausherren selbstbewusst in dieses Duell. Eine relativ lange und anstrengende Vorbereitung sollte nun erfolgreich auf die Platte gebracht werden. Allerdings legten die Demminer erst mal vor und so sah es in den ersten Minuten nach einer engen Verbandsligabegegnung aus. Doch nach circa fünf Minuten übernahmen die Treptower brachial die Spielkontrolle. Von 4:2 auf 10:3 zogen die Tollensepiraten in eigenen Gewässern davon. Schlechtes Abwehrverhalten und ideenlose Offensivaktionen prägten das Demminer Spiel während dieser Phase. Immer wieder fand der Spielmacher der Gastgeber Julian Prütz die Lücken in der Hintermannschaft der Gäste und düpierte die erfahrenen Verteidiger gleich mehrfach. Besonders sichtbar wurde das Dilemma im Abwehrspiel der Peenestädter als Christoph Moeck mehrfach in kürzester Zeit in beste Abschlusssituationen kam, ohne ansatzweise bedrängt zu werden und sich mit drei tollen Treffern in vier Minuten für die Räume bedankte. Zu diesem Zeitpunkt gingen die Altentreptower bereits mit 19:9 in Führung. Allerdings muss man dazu sagen, dass mit Neuzugang Marko Doege ausgerechnet ein ehemaliger Demminer im Tor der Treptower zu Höchstform auflief. Allerdings kann man gar nicht so recht sagen, ob es seine Höchstform war, denn auch in den vergangenen Trainingseinheiten trieb er seine Mitspieler regelrecht zur Verzweiflung. Mit dieser Verpflichtung gelang dem HV ein absoluter Toptransfer, denn Marko zeichnet sich nicht nur durch sein geniales Torhüterspiel aus, er steht auch ständig im Kontakt mit seiner Defensivreihe und optimiert so das Stellungsspiel seiner Vorderleute. Mit Stefan Maaß bildet er somit ein erfahrenes Torhütergespann, auf das so mancher höherklassige Verein wohl stolz sein könnte.
Natürlich kann man gegen so eine individuell gut ausgebildete Mannschaft nicht alles verteidigen und so riet auch die 20:12 Halbzeitführung zur Vorsicht.
Diese mahnte auch Coach Christian Maaß in der Halbzeitbesprechung an, auch wenn er etwas Stolz nicht überspielen konnte.
Die Hausherren agierten mit Beginn des zweiten Durchgangs etwas kontrollierter. Die Gäste ließen hin und wieder ihr Können aufblitzen, konnten es aber nicht über längere Phasen bestätigen und so liefen sie über lange Zeit einem zehn Tore Rückstand hinterher. Zum Ende der Partie wurden die Tollensestädter dann wieder stärker und brachten mit Tobias Bünger eine Debütanten aus der eigenen A-Jugend. Tobias zählt zwar schon seit einem Jahr zum Kader des Verbandsligisten, konnte aber auf Grund der abgebrochenen Saison keinen ersten Einsatz feiern. Am Ende belohnte er sich dann noch selbst und erzielte direkt seinen ersten Treffer. Dieser junge Mann zeigt, wie die Entwicklung beim HV laufen kann, wenn man sich immer reinhängt. Vom schüchternen D-Junior zum Verbandsligaspieler, ein Aufstieg, der die Durchlässigkeit des Nachwuchses in den Männerbereich zeigt. Und es zeigt, welchen Stellenwert die Nachwuchsarbeit beim HV hat. Immerhin standen neun Akteure im Kader der Treptower, die dem eigenen Nachwuchs entstammen.
In den letzten Sekunden warteten alle anwesenden HV-Fans dann sehnsüchtig auf den 40. Heimtreffer und diesen erzielte mit Julian Prütz ausgerechnet der torgefährlichste Akteur des Spiels.
Das Spiel endete mit 40:30 für die Treptower und die zahlreichen Heimfans waren kaum zu bändigen. Damit ist wohl bewiesen, dass es keine Rockband sein muss, die den großen Stein zum Beben bringt, es reicht eine toll aufspielende HV-Mannschaft und geniale Fans, die nach vielen Monaten ohne Livesport in Extase geraten.
Für den HV spielten: M. Doege, S. Maaß (beide Tor), B. Saß (4 Tore), P. Schlaack (7), S. Mann (6), S. Radicke, C. Moeck (3), J. Naumann (1), J. Prütz (
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