Von: A. Stolt
Am Ende steht die Halle Kopf
Ungewohnter Lärm erreichte die Spaziergänger beim sonntäglichen Besuch der Parkanlage um den großen Stein. Laute Jubelschreie und Sprechgesänge drangen aus der Sporthalle am Klosterberg. Was kann wohl an einem Nachmittag für diesen Krach gesorgt haben? Natürlich mussten die Handballer des HV Altentreptow dafür verantwortlich sein. Wer aber dachte, dass die Verbandsligahandballer des HV gerade einen Meisterschaftsfavoriten aus der Sporthalle jagen, der sah sich getäuscht, denn dieses Mal waren es die Frauen des Handballvereins, die für eine unglaubliche Lautstärke im Umfeld der Halle sorgten.
Vor zwei Wochen traten die Handballerinnen des HV in Stralsund zum Hinspiel um die Bezirksmeisterschaft an und quälten sich zu einem 23:21 Erfolg. Natürlich sollte nun im eigenen Wohnzimmer ein souveräner Meisterschaftserfolg gefeiert werden und als Vorspiel der Männerbegegnung waren die Voraussetzungen gut, um endlich mal vor vollem Haus antreten zu dürfen. Dann kam Freitag die Absage des Männerspiels und schon kamen die Zweifel auf, ob das Frauenspiel überhaupt noch Zuschauer in die Sporthalle am Klosterberg locken könnte.
Es war Sonntag 13:55 Uhr und die Tollensestädter Damen standen vor der ungewohnten Situation mit Musik das Spielfeld zu betreten. Die Tribüne war sehr gut gefüllt, die Stimmung köchelte und Vereinsvorsitzender Andreas Stolt stellte sich als Hallensprecher zur Verfügung, um dem Frauenteam einen verdienten Rahmen zu ermöglichen.
Beide Mannschaften konnten ihre bestmöglichen Aufstellungen in die Partie schicken und so war bereits im Vorfeld mit einer spannenden Begegnung zu rechnen. Auch die Stralsunder Damen schienen sehr motiviert und nicht gewillt den Bezirksmeistertitel kampflos herzuschenken. Es entwickelte sich mit Anpfiff ein Duell auf Augenhöhe. Beide Mannschaften zeigten ihre Stärken und so egalisierten sich beide Teams während der ersten zehn Minuten. Dann erarbeiteten sich die Hansestädterinnen erste Vorteile und setzten sich auf 4:7 ab. Damit war der zwei Tore Vorsprung der Treptowerinnen dahin und erste Sorgenfalten bildeten sich bei den Verantwortlichen der Hausherrinnen. Bereits während dieser Spielphase erkannte man, dass besonders Michelle Radicke auf Seite des HV besonders den Meistertitel erringen wollte, denn wenn es aussichtslos erschien, kam Michelle daher und erzielte aus allen Positionen wichtige Tore. Mit drei Treffern stellte sie nahezu im Alleingang den 7:8 Anschluss her. Wiederum setzten sich die Gäste auf 7:10 ab und man hatte das Gefühl, dass die Treptowerinnen immer vor dem möglichen Ausgleich Muffensausen bekamen. In dieser Phase konnten sich die heimischen Handballerinnen bei Schlussfrau Ricarda Wilke, die sich in jeden Ball warf, und Michelle Radicke, die Tor um Tor erzielte, bedanken, dass nicht schon die Vorentscheidung in dieser Partie zu Gunsten der Stralsunderinnen gefallen war. Mit einem 13:14 Rückstand ging es für die Damen von der Tollense in die Halbzeit. Zu diesem Zeitpunkt war die Stimmung auf den Zuschauerrängen ungebrochen hoffnungsvoll und Stolt am Mikrofon animierte die Treptower Fans zu Motivationsgesängen.
In der Kabine forderten das Trainerduo Christian Maaß und Stefan Fischer nun eine konsequentere Defensivleistung und mehr Mut im Abschluss bei den Angriffsaktionen.
Die zweite Halbzeit begann, wie die erste endete. Kein Team konnte sich entscheidend absetzen und es ging auf und ab. Allerdings traten nun andere Treptower Spielerinnen in Erscheinung. Marie Kristin Fricke kämpfte sich regelrecht durch die Lücken, Judith Prütz fand mit ihren Würfen endlich das gegnerische Tor und Franziska Renger nutzte ihre Antizipationsfähigkeit, um gegnerische Bälle zu stibitzen. Trotzdem reichte es nur zum stetigen Ausgleich und die nie aufsteckende Stralsunderinnen gestalteten die Begegnung stets offen. Mehrfach konnten die Hausherrinnen zwar in Führung gehen, hier waren es Christina Budke und Nele Streuling, die von den Außenpositionen sicher verwandelten. Die letzten Minuten brachen an und die Gäste setzten alles auf eine Karte. So schien beim 28:30 keine fünf Minuten vor Schluss wieder alles möglich. Der Vorsprung aus dem Hinspiel war aufgebraucht und jede Aktion konnte nun die entscheidende sein. Aber die Treptowerinnen agierten überraschend abgeklärt, denn mit drei Toren von Streuling, Renger und Prütz stellten sie auf 31:30 für die Treptowerinnen und ein durch Lilli Schmidt parierter Strafwurf wenige Sekunden vor Schluss sicherte den knappen Rückspielerfolg.
Respekt kann man dem Team des Stralsunder HV nur zollen, die dieses Finale zu einem hochklassigen werden ließen. Die Hansestädterinnen steckten nie auf, gaben diese Partie nie verloren und sind ein mehr als verdienter Vizemeister.
In der Sporthalle am Klosterberg gab es nun kein Halten mehr, die Fans trommelten und sangen, der Hallensprecher hatte mit ersten Ausfallerscheinungen seiner Stimme zu kämpfen und die Mannschaft feierte einen verdienten Meisterschaftstitel. Mit dem Erfolg blieb das Treptower Damenteam über die gesamte Saison verlustpunktfrei und vielleicht warten künftig ja höhere Aufgaben auf die Truppe um das Trainerteam Maaß/Fischer.
Für den HV spielten: R. Wilke, L. Schmidt (beide Tor), J. Prütz (4 Tore), F. Renger (3), J. Kämpf (1), L. Falasz, S. Wynarski, M. Radicke (12), N. Streuling (3), F. Balk, C. Budke (3), M.-K. Fricke (5), Trainer: C. Maaß, S. Fischer
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